1926-1939

Vereinsgeschichte

Stempel Eiche Mils

gegründet am 12. Mai 1926

aufgelöst im Herbst 1939

Vereinsfoto vor Gasthof Tiefenthaler

Gründung des Vereins

Originalauszug aus der Chronik zur Vereinsgründung:

„Eines der schönsten und geselligsten Sporte ist der Radsport, welcher sich auch seines langjährigen Bestandes erfreut und ein beständiges Anwachsen von Mitgliedern ein schönes Zeugnis von großer Beliebtheit von Seite der Bevölkerung an den Tag legt.
So folgten auch wir mit großem Interesse der fortschreitenden Entwicklung des Radsportes und sein strammes, zielbewußtes Aufteten bei Veranstaltungen (Festlichkeiten). Die Anregung zur Gründung eines solchen in unserer Gemeinde bildete, welch auch bald verwirklicht wurde.

Betreffs dieser Angelegenheit setzte sich Herr Anton Wieser, in Einvernehmen mit Herrn Insp. Schreier, 1. Schriftführer des Radfahrerklubs „Halltal“ in Absam, und eine Versammlung im Gasthof Tiefenthaler, welche von 19 sportlustigen Herrn besucht war, zeigte, daß die Gründung eines Radfahrervereines ein schon längst gehegter Wunsch in unserere Gemeinde war. Inspektor Schreier in Begleitung des Obmannes Wirtenberger, welcher den Versammelten Herren den Zweck des Vereines und insbesonders die von allen Fahrern die schon lange ersehnte Haft- und Unfallversicherung sachlich erläuterte und die Vorteile besprach, die der Radfahrerverband für Tirol und Vorarlberg durch diese Versicherung seinen Mitgliedern bietet.

Nach kurzer Wechselrede wurde einstimmig beschlossen, einen Radfahrer Verein in Mils zu gründen, deren Mitglieder sich alle dem Verband anzuschließen haben. Bei der konstitutionellen Versammlung am 30. Mai 1926 wurde der ins Leben gerufene, neue Radfahrer Verein in Mils auf den Vereinsnamen „Eiche“ getauft. Der unternehmungslustige stramme Ausschuß des neuen Radfahrer Vereins gibt der Hoffnung Ausdruck, in Bälde eine stattliche Anzahl flotter Radlerfreunde dem Verbande zuzuführen und in vorbildlicher Radlerweise den jungen Verein aufzubauen.

Nach Beendigung verschiedener Anträge und Berichte ging die erste Versammlung mit dem Bewußtsein, die Leitung des neuen Vereines in guten Händen zu wissen, um Mitternacht auseinander.“

Der erste Obmann des Vereins war Franz Oberhofer.

 

Das Vereinsleben

Sportlicher Ehrgeiz, harte Wettkämpfe, Pflege der Tradition und Geselligkeit.

Am Sonntag, den 15. August 1926 wurde das erste Rennen, eine Vereinsmeisterschaft, vom Radverein Eiche Mils organisiert. Die Streckenlänge betrug 30 km und führte von Hall nach Schwaz und retour. Der erste Vereinsmeister des RV Eiche Mils war Franz Lahartinger vor Max Stern und Johann Lahartinger.

Der Radverein Eiche Mils konnte sich schon nach kurzer Zeit über sehenwerte Erfolge seiner Mitglieder freuen.
Am Sonntag, den 20. Mai 1926 wurde die Landesstraßenmeisterschaft, auf der Strecke von Innsbruck-Schwaz und retour, ausgetragen. Den Titel des Tiroler Straßenmeisters holte sich Max Stern vom RV Eiche Mils! Der vierte Platz ging an Franz Lahartinger.

Die Mitglieder des RV Eiche Mils konnten auch bei späteren Meisterschaften und Wettbewerben Siege, Medaillien und sehenswerte Leistungen erbringen.

Auch bei großen Rennen machten die Fahrer des RV Eiche Mils eine gute Figur. Bei der „Zwei-Länderfahrt“ am 27. Mai 1928 von München nach Hall, überquerte Max Stern als zehnter die Ziellinie und war damit auch bester Tiroler.
Max Stern etablierte sich zum besten Fahrer des jungen Vereins und zählte damals auch zu den besten Österreichs.

Sieger Max Stern

Zieleinlauf unter Milser Kirche

Fähnrich Franz Lahartinger

Es wurden Querfeldeinrennen gefahren, sowie auch Wettbewerbe wie das „Langsamfahren“ oder „Hindernisrennen-Slalomfahrt“ organisiert.

Auszug aus der Chronik zum Wettbewerb „Langsamfahren“

„……..in den ersten Nachmittagsstunden begannen wir mit einer Langsamfahrt, bei der unser Fähnrich Franz Lahartinger als Sieger hervorging. Seine Leistung war ein Meisterwerk, denn er fuhr die 110m lange Strecke in 32 Minuten und 48 Sekunden…….

Gesellige Ausflüge per Rad oder zu Fuß gehörten zum damaligen Vereinsleben dazu. Ob ein Rodlausflug im Jänner, eine Wanderfahrt zum Achensee, ein nächtlicher Radlbummel nach Kranebitten – es wurden immer Aktivitäten gesetzt, die auch guten Anspruch fanden.

Erfrischung im Achensee

Es wurden auch anspruchsvolle Fernfahrten unternommen, wie zum Beispiel die Fahrt nach Frastranz (Vorarlberg) über 175 km, am 28. und 29. Juli 1928, zu einem „Bannerweihe-Fest“.

Originalauszug aus der Chronik:

„Um ½ 4 Uhr früh starteten 6 Mann um an dem Bannerweihe-Fest in Frastranz teilzunehmen……..Nächste Rast war dann St. Christoph am Arlberg, wo wir um drei Uhr nachmittag anlangten. Nun hatten wir die Höhe erklommen und die eigentliche Hauptleistung des Tages war vorbei………….8 Uhr war es als wir Frastranz erreichten. Dortselbst fanden wir freundliche Aufnahme und bald saßen wir im traulichen Kreise und sangen einige Lieder…..“

 

Vorm Arlberg
Passhöhe

 

In Frastranz

Geselliges

Trotz der damaligen Wirtschaftskrise kam die Geselligkeit nicht zu kurz. Im Winter wurde ein „Tanzkränzchen“ organisiert, im Sommer ein Gartenfest. In der damaligen Zeit gab es in sehr vielen Ortschaften Radvereine. Man besuchte deren Feste, Jubiläen und nahm auch an deren Bannerweihen teil.

Abschluss

Der Radverein war in der Zeit seines Bestehens immer sehr aktiv, obwohl es auch Phasen einer gewissen Interessenslosigkeit gab, was mit der damaligen Zeit zu erklären ist. Man hatte gewiss viele andere Probleme zu bewältigen. In der Chronik wurde der feuchtfröhliche Aspekt ganz bewußt stark betont und sollte zeigen, daß es trotz der schweren Wirtschaftskrise noch Geselligkeit gab. Der sportliche Charakter kommt zu kurz, weil ein Fahrrad in der damaligen Zeit ein fast unbezahlbares Gut darstellte. Bei leerem Teller kann man keinen Sport betreiben.

In seiner Blütezeit zählte der Verein 27 Mitglieder.

Im Herbst 1939 wurde der Verein aufgelöst, um einer eventuellen behördlichen Auflösung, sowie einer Beschlagnahme des Vereinsvermögens zu entgehen. Der Radverein Eiche Mils wurde stillgelegt und das Vereinsvermögen unter den Mitgliedern zur Verwahrung verteilt. Einige wenige Requisiten sind heute noch vorhanden.

Vorstand Ernst Heiss
Vorstand Franz Traut

 

Vorstand Franz Lahartinger

Nach dem 2. Weltkrieg versuchten einige den alten Verein wieder zu beleben. Hans Wackerle wollte eine Fahrt zum Reinthalersee organisieren, Josef Oberhofer und Josef Hauser versuchten Interessierte zu finden – die Bemühungen waren vergeblich.